Bilder als Vermittlung zwischen Welten
Der türkische Künstler Uğur Gallenkuş erschafft mit seinen Fotocollagen Parallelwelten – und zeigt darin wie nahe Freud und Leid beieinander liegen. In Zusammenarbeit mit der medizinischen Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» hat er zehn neue Werke kreiert, die erstmals an der photoSCHWEIZ gezeigt werden.
Die Kunstwerke des in Istanbul lebenden Digitalkünstlers Uğur Gallenkuş finden auf Instagram weltweit Beachtung: er verzeichnet dort 1,1 Millionen Follower, und kaum ein Beitrag von ihm erhält weniger als Zehntausende von Likes.
Seine Arbeiten betrachtet er nicht nur als ästhetisches, sondern auch als humanitäres Unterfangen. Durch die Gegenüberstellung von Bildern fremder und vertrauter Realitäten – anhand von fotojournalistischen Bildern und Archivfotos – stellt er die relative Sicherheit, Stabilität, den Komfort und den Wohlstand der Mittel- und Oberschicht im globalen Norden, der Gewalt, dem Terror, dem Trauma und der Not von Menschen, die von Armut, Krieg und Vertreibung betroffen sind, gegenüber. «Weltweit haben viele Menschen keinen oder nur beschränkten Zugang zu medizinischer Hilfe. Ärzte ohne Grenzen versucht diese Lücke zu schliessen und leistet dort medizinische Hilfe, wo Menschenleben bedroht sind. Vor dieser Arbeit habe ich grossen Respekt», sagt Gallenkuş.
Für seine neusten Werke hat er sich mit der Arbeit von «Ärzte ohne Grenzen» befasst und auf deren interne Fotodatenbank zugegriffen. Dabei sind zehn neue Collagen entstanden, die erstmals an der photoSCHWEIZ 22 ausgestellt werden. So sieht man das Publikum einer Fashion Week, wie es gespannt auf den Laufsteg schaut. Dort geht ein Model in gelbem Kleid den Zuschauerreihen entlang – doch das leuchtende Kleid des Models verwandelt sich in ein traditionelles Gewand einer Frau im Südsudan, die auf dem Kopf ein Wasserbehälter trägt und scheinbar auf dem Rückweg in ihr Dorf ist. Ein Mädchen liegt lächelnd auf dem Bett in ihrem Kinderzimmer – doch ihre Füsse befinden sich auf einer Pritsche in einem Spital im Norden von Kamerun. Daneben sitzt ein besorgter Vater, der seinen Kopf mit den Händen am Bettrand abstützt.
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Uğur Gallenkuş
Uğur Gallenkuş wurde 1990 in Niğde geboren und besuchte die Grundschule und das Gymnasium in Istanbul. Im Jahr 2013 machte er seinen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Anadolu-Universität. Seine Arbeiten wurden mitunter in den Zeitschriften Juxtapoz Magazine, DIY Photography und My Modern Met veröffentlicht und an Ausstellungen in Frankreich, Italien, Polen und in der Türkei gezeigt. Zudem arbeitete Gallenkuş mit der Philanthropin Dominika Kulczyk von der Kulczyk-Stiftung zusammen, um sieben Wandbilder in Warschau, Krakau, Lodz, Breslau und Danzig zu malen. Darüber hinaus verwendete das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen seine Arbeiten für eine Social-Media-Kampagne, und während der weltweiten Covid-19-Pandemie fertigte er im Rahmen einer Kampagne für die Vereinten Nationen verschiedene Fotomontagen, um den Zusammenhang zwischen Gesundheit, sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit und dem Klimawandel zu beleuchten. Gallenkuş lebt weiterhin in Istanbul. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit, betreibt er zudem eine E-Commerce-Website für ein Privatunternehmen.
«Mit meinen Arbeiten versuche ich auf verschiedene Themen wie die soziale Ungerechtigkeit oder auf Krieg aufmerksam zu machen, indem ich die Unterschiede, in den unterschiedlichen Realitäten, in denen wir leben, deutlich mache»
Instagram: @ugurgallen
Images as mediation between worlds
Turkish artist Uğur Gallenkuş creates parallel worlds with his photo collages - and shows how close joy and suffering are to each other. In collaboration with the medical aid organization Doctors Without Borders, he has created ten new works that will be shown for the first time at photoSCHWEIZ.
The artworks of Istanbul-based digital artist Uğur Gallenkuş attract worldwide attention on Instagram: he boasts 1.1 million followers there, and hardly any of his posts receive fewer than tens of thousands of likes.
He views his work not only as an aesthetic endeavor, but also as a humanitarian one. By juxtaposing images of foreign and familiar realities - using photojournalistic imagery and archival photographs - he juxtaposes the relative safety, stability, comfort and prosperity of the middle and upper classes in the global North, with the violence, terror, trauma and hardship of people affected by poverty, war and displacement. "Around the world, many people have limited or no access to medical care. Médecins Sans Frontières seeks to close this gap and provides medical aid where human lives are threatened," he said. "I have great respect for this work," says Gallenkuş.
For his latest works, he looked into the work of Doctors Without Borders and accessed their internal photo database. This resulted in ten new collages, which will be exhibited for the first time at photoSCHWEIZ. One of them shows the audience of a fashion week looking excitedly at the catwalk. There, a model in a yellow dress walks along the rows of spectators - but the model's luminous dress transforms into the traditional garb of a woman in South Sudan, who is wearing a water container on her head and is apparently on her way back to her village. A girl lies smiling on the bed in her nursery - but her feet are on a cot in a hospital in northern Cameroon. A worried father sits next to her, resting his head on the edge of the bed with his hands.
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Uğur Gallenkuş
Uğur Gallenkuş was born in Niğde in 1990 and attended elementary and high school in Istanbul. In 2013, he graduated from Anadolu University with a degree in business administration. His work has been published in Juxtapoz Magazine, DIY Photography, and My Modern Met among others, and has been shown at exhibitions in France, Italy, Poland, and Turkey. In addition, Gallenkuş collaborated with philanthropist Dominika Kulczyk of the Kulczyk Foundation to paint seven murals in Warsaw, Krakow, Lodz, Wroclaw and Gdansk. In addition, the United Nations Development Programme used his work for a social media campaign, and during the global Covid 19 pandemic, he produced several photomontages as part of a campaign for the United Nations to highlight the connection between health, social and economic inequality, and climate change. Gallenkuş continues to live in Istanbul. In addition to his artistic work, he also runs an e-commerce website for a private company.
"With my works, I try to draw attention to different issues, such as social injustice or war, by highlighting the differences, in the different realities we live in"
Instagram: @ugurgallen